Bausteine der ganzheitlichen Savir-Sehtherapie

Ganzheitliche Sehtherapie bedeutet, dass alle wichtige Faktoren für eine optimale Behandlung der Patienten herangezogen werden sollten, um bewährte Verfahren der Schulmedizin zu ergänzen. Die Basis für die Savir-Therapie bildet eine gut ausbalancierte AGB-Triade und die optimale Nutzung von Hirnmechanismen neuronaler Verarbeitung. Wesentlich ist, dass die Auswahl der Verfahren evidenzbasiert (also wissenschaftlich nachgewiesen) und/oder durch plausible und rationale wissenschaftliche Argumente erklärbar ist. Da es mehrere Wirkmechanismen gibt, welche die Erkrankung bedingen, werden bei der Savir-Therapie mehrere Module kombiniert, sodass die individuellen Restsehleistungen und psychologischen Ressourcen bei jedem Patienten maximal aktiviert werden.

Sehtherapie

Transorbitale Wechselstromstimulation

Die Kerntherapie für alle Patienten ist die tägliche Behandlung mit Wechselstrom. Die an der Stirn platzierten Elektroden senden die Stromimpulse zum Augen und Gehirn. Die Wechselstromimpulse als „Hirnschrittmacher“ stimulieren sämtliche Nervenzellen der Retina und bringen sie dazu, gleichzeitig zu arbeiten. Zur Behandlung mit dem Hirnschrittmacher sind weder Medikamente noch eine Operation vonnöten, zudem verläuft die Behandlung schmerzfrei. Sie wird zehn Tage lang täglich für 30 bis 50 Minuten durchgeführt. Dabei müssen sich die Patienten lediglich mit geschlossenen Augen auf einen bequemen Stuhl setzen.

Mithilfe eines Bandes werden zwei Elektroden auf der Stirn gehalten, durch die sehr schwache Stromimpulse verabreicht werden. Dies zwingt die Nervenzellen in der Retina zum rhythmischen Feuern (arbeiten), wodurch Patienten ein schwaches, pulsierendes Licht sehen. Diese durch den Strom erzeugten Lichtwahrnehmungen, die sogenannten Phosphene, zeigen an, dass die Nervenzellen ausreichend stimuliert werden. Die Nebenwirkungen sind minimal (leichtes Kribbeln während der Behandlung, selten temporäre Kopfschmerzen). Dieses Feuern von Nervenimpulsen Richtung Gehirn führt wegen der kardiovaskulären Kopplung zur verbesserten Durchblutung, was nicht nur diesen Zellen hilft, sondern auch den in der Nachbarschaft befindlichen „stummen“ Zellen.

Wissenschaftliche Studien und unsere Erfahrungen in der Klinik haben gezeigt, dass mehr als 70 Prozent der Patienten Verbesserungen ihrer Sehleistung auch subjektiv bemerken. Dabei ist das Ausmaß der Verbesserung im statistischen Durchschnitt 24 Prozent, wenn man das gesamte Gesichtsfeld betrachtet, und 60 Prozent, wenn man nur den geschädigten Bereich auswertet. Diese Verbesserungen sind meist sechs bis zwölf Monate stabil. Bei manchen Patienten auch über Jahre hinweg (oft abhängig davon, wie kontinuierlich der Patient die erlernten Übungen zuhause fortführt).

Augenyoga

Augenyoga kann sich positiv auf Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Augenbewegungsprobleme auswirken, da es die Augenmuskeln kräftigt und beweglich hält, die Synchronisation beider Augen fördert und dabei hilft, das Gewebe um den Augapfel herum zu entspannen. Dies ist für ein gutes Sehvermögen unerlässlich und ist Teil der Savir-Therapie. Konkret werden beim Augenyoga die Augen systematisch in alle Richtung gerichtet: hinauf-hinunter, rechts-links, im Kreis, in der Form einer liegenden Acht und auf die Nasenspitze gerichtet. Dies wird flankiert von Gesichts- und Schultermassagen und Entspannungsübungen.

Die Erkrankung verstehen und Lebensqualität finden

Dieser Teil der Behandlung ist eine Art Aus- und Fortbildungsmodul mit konkreten und praktischen Hinweisen. Das Ziel ist hier die Erklärung des individuellen Sehschadens und wie er sich im praktischen Leben auswirkt. Dabei weisen wir auf optische Hilfsmittel und existierende Rehabilitationsprogramme an anderen Orten hin sowie auf Selbsthilfegruppen und andere Professionen, die dem Patienten weitere Angebote machen können (zum Beispiel Mobilitätstrainer). Dazu gehören auch Empfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel, die die Durchblutung steigern und die Gesundheit und Flexibilität der Blutgefäße fördern, sowie Sport zur Kräftigung des Herz-Kreislauf-Systems.

Sehtraining

Je nach Art der Sehbehinderung werden bestimmte Übungsprogramme für zuhause vorgeschlagen, wie das „Piratentraining“ (Abdeckung des besseren Auges mit einer Augenklappe) und exzentrisches Aufmerksamkeitstraining, ein Sehtraining, das man zuhause beim Fernsehschauen üben kann. Auch verweisen wir je nach Art der Seheinschränkung auf andere Angebote von Sehtrainings am Markt wie visuelles Restitutionstraining und bei seltenen Fällen auch auf das Kompensationstraining.

Entspannungsverfahren

Akuter dauerhafter Stress ist ein bekannter Risikofaktor bei der Entstehung von Sehverlusten. Im Rahmen der Savir-Sehtherapie lernen die Patienten Entspannungstechniken kennen, Stress zu reduzieren (Meditation, autogenes Training, progressive Muskelrelaxation etc.), denn Entspannung ist extrem wichtig, um den toxischen Wirkungen der blutgefäßschädigenden Stresshormone (Cortisol, Endothelin), die zur vaskulären Dysregulation führen können, entgegenzuwirken und Sorgen, Angst und Verspannung zu verringern.

Psychologische Beratung

Neben der Wechselstromtherapie und anderen Therapiemodulen ist eine psychologische Beratung der Patienten ein weiterer Schwerpunkt der Savir-Sehtherapie. Es wird der Umgang mit der Erkrankung besprochen, die Lebensperspektive als Mensch mit Sehbehinderung sowie die Rolle der Angehörigen und deren Belastungen. Auch dies dient dem Ziel, mentalen Stress zu reduzieren, denn dieser spielt bei Entstehung und Progression der Sehbehinderung eine wichtige Rolle spielt.

Dabei vermitteln wir unseren Patienten die Savir-Philosophie: „Schaue nicht auf das, was fehlt, sondern stärke das, was du noch hast!